Vom Burnout zur Selbstfindung: Wie die Fotografie meine Heilung fördert

Naturfotografin liegt im Moos und fotografiert den Wald

Wenn Erschöpfung das einzige Gefühl ist:
Mein Moment des Zusammenbruchs

Ich funktionierte. Ich kämpfte. Ich ignorierte. Und das mit Perfektion!

Bis mein Körper mich in die Knie zwang. 

Jahrelang war ich pflichtbewusst, leistungsorientiert. Bereit, die Extra-Meile zu gehen. Ich perfektionierte die Kunst, mich selbst zu manipulieren – und funktionierte. Die Warnsignale meines Körpers – Schlafstörungen, Kopfschmerzen, das dumpfe Ziehen in der Brust – blendete ich jahrelang aus und habe sie als „kleine Unannehmlichkeiten“ abgetan. 

Bis nichts mehr ging.

Mein Körper stoppte mich – und ich war endlich bereit hinzusehen

Im März 2024 entschied ich mich für einen Neuanfang und zog vom Burgenland in die Steiermark. Ich nahm einen neuen Job in einer Agentur an und ließ mein vertrautes Umfeld hinter mir. Innerhalb eines Monats begann ich in einer fremden Stadt, in der ich niemanden kannte, ein völlig neues Leben.

Doch ich hatte nicht mehr die Kraft, es zu leben. 

Ich kämpfte mich durch die ersten Wochen, voller Elan. Doch die Erschöpfung saß bereits zu tief. Chronische Schmerzen. Schlaflosigkeit. Panikattacken. Mein Körper schrie nach Ruhe – doch wieder ignorierte ich ihn. Ich hatte mich so lange ans Funktionieren gewöhnt, dass ich nicht wusste, wie man damit aufhört und mir einmal mehr sagte: „Ein bisschen was geht noch!“

Doch dann raste ich gegen die Wand. Kopf voran. Ungebremst. Es war an der Zeit, endlich ehrlich zu mir zu sein. Diese Erfahrung war ein Weckruf, der mich in meinem Leben weitermachen ließ, aber in eine neue Richtung.

Ich brauchte eine Pause.

Wie Fotografie und Natur mir halfen, mich selbst wieder zu spüren

Früher war meine Kreativität – insbesondere die Fotografie – meine Therapie. Ein Ort der Ruhe. Meine Art, die Welt mal auf Pause zu drücken und meine Gedanken zu sortieren. Doch nach meinem Zusammenbruch fühlte sich alles plötzlich fremd an. Die Kamera, die mich so viele Jahre begleitet hatte, wurde zu einer Last. Selbst die Natur, die mir immer Kraft gegeben hatte, konnte ich nicht mehr fühlen.

Dennoch suchte ich die Stille des Waldes, doch sie war nicht mehr beruhigend – sie war bedrückend. Ich war zu gehetzt, zu unruhig, um sie wirklich wahrzunehmen. Die Blätter bewegten sich im Wind… doch ich konnte sie nicht hören. Ich stand mitten in der Natur und fühlte… nichts.

Die Kamera als Therapie: Ein neuer Blick auf mich selbst

Eines Tages nahm ich meine Kamera. Ohne Plan. Ohne Erwartung. Ganz einfach aus dem Impuls heraus und plötzlich passierte etwas.

Mit jedem Klick schien der Nebel in meinem Kopf ein Stück zu weichen. Die Farben, die vorher nur blass und fern erschienen, kehrten zurück. Das Licht, das vorher kalt und distanziert wirkte, fühlte sich plötzlich warm und einladend an – fast wie eine Umarmung. Gerüche von Erde und Moos umspielten meine Sinne und ich fühlte mich lebendig. Es war, als würde ich mich selbst wieder spüren, als würde die Kamera ein Teil von mir werden. Ich ließ mich treiben – und die Motive fanden mich. Auch wenn ich sie eine zeitlang nicht spüren konnte, die Kreativität war nie wirklich weg gewesen. Ich hatte nur verlernt, sie zu fühlen. Das ist vielleicht eines der größten Missverständnisse im Leben: zu glauben, dass wir immer alles unter Kontrolle haben. Die Realität sieht oft anders aus. Doch an diesem Tag war ich wieder ganz da. Nicht perfekt, aber spürbar. Und das war genug. 

Fotografie als Spiegel: Der Weg zurück ins Fühlen

Meine Kamera zeigte mir, dass der Weg zurück zu mir selbst steinig und herausfordernd ist. Ich kann nicht einfach einen Schalter umlegen und plötzlich ist „alles wieder gut“. Ich hatte ein Leben lang an der Kunst gearbeitet, meine eigene Stimme zu ignorieren und mich selbst zu sabotieren. Es gibt Tage, an denen bleibt die Kamera im Rucksack, weil mein Kopf zu voll ist. Aber hey, auch das ist Teil des Weges und darf so sein. Und manchmal gehe ich auch bewusst ohne sie in den Wald – einfach um zu „sein“ ohne das Gefühl, etwas tun zu müssen.

Heilung ist kein Ziel – sondern ein Weg

Heilung ist ein Prozess. Sie kommt nicht in einem glänzenden Paket mit Schleife daher, sondern oft in kleinen Schritten, die nicht immer einfach sind. Es gibt immer noch Tage, die in Nebel gehüllt sind. Tage, an denen ich mich frage: „Habe ich das wirklich alles im Griff?“ Doch dann erinnere ich mich daran, dass mein Wert nicht von meiner Leistung abhängt. Wir müssen nicht ständig funktionieren, um zu existieren. 

Und das Beste? Ich habe gelernt, geduldig mit mir zu sein und die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Nein, natürlich gelingt mir das auch nicht immer, doch es wird mir täglich bewusster, dass der Weg selbst, der wahre Lernprozess ist. 

Heute weiß ich: Meine Kreativität – besonders die Fotografie – war nie nur ein Hobby.
Sie ist mein Anker. Mein Spiegel. Mein Weg zurück zu mir selbst. Sie zeigt mir, was wirklich zählt.

Selbstliebe. Achtsamkeit. Bewusstheit.

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